Ein Handwerk hilft den Menschen

Die Zahl der Fußkranken und Gehbehinderten in diesem Jahrhundert wurden durch die Weltkriege, sowie die heute ständig umfangreicher werdenden Auswirkungen von Berufs- und Verkehrsunfällen und nicht zuletzt die immer stärker zunehmenden Umwelt- und Zivilisationsschäden vervielfacht und lassen sie weiterhin steigen. Vor diesem Hintergrund hat sich ein Handwerksberuf entwickelt, der sein ganzes fachliches und technisches Können für Menschen einsetzt, um verlorengegangenes Steh- sowie Gehvermögen wieder herzustellen. Schon zu Beginn dieses Jahrhunderts, mit Einführung der geordneten Körperbehindertenfürsorge, setzte auch im Handwerk eine Entwicklung ein, die bereits im Jahre 1917 zur Gründung eines Verbandes der Orthopädieschuhmacher in Leipzig führte. Heute ist der Orthopädieschuhmacher, der vom Arzt und insbesondere vom Facharzt für Orthopädie anerkannte und benötigte Techniker zur handwerklichen Fertigung orthopädischer Hilfsmittel für die Versorgung von Fuß und Bein.

Die Tätigkeitsbereiche des Orthopädieschuhmacherhandwerks

Wenn auch dem im Jahre 1983 veröffentlichten Berufsbild eine wesentliche Bedeutung als Grundlage des Umfanges unserer handwerklichen Tätigkeit zukommt, so wurde bereits in den Jahren 1937 – 38, mit der Einführung des §30 b der Gewerbeordnung, eine Rechtsgrundlage für die Anfertigung orthopädischer Schuhe geschaffen, die noch heute ihre Bedeutung für das Orthopädieschuhmacherhandwerk hat.
Es wurde damit der begründeten gesellschaftlichen Forderung Rechnung getragen, daß orthopädische Maßschuhe nur in Betrieben des Orthopädieschuhmacherhandwerks, die die handwerksrechtlichen Voraussetzungen für eine Eintragung in die Handwerksrolle erfüllen, gefertigt werden dürfen.

Die bewußte Abgrenzung des orthopädischen Maßschuhs von allen anderen Schuhen kennzeichnet die Bedeutung dieses Fertigungsbereichs im Rahmen der Rehabilitation gehbehinderter Menschen.
Die gesellschaftlichen Veränderungen durch eine geänderte Altersstruktur sowie eine verstärkte Hinwendung auf den Sport- und Freizeitbereich fordert Versorgungen, die sich in größerem Maße von den bisher versorgten Bevölkerungskreisen unterscheiden. Das Orthopädieschuhmacherhandwerk stellt sich dieser neuen Aufgabe im Kreis der Gesundheitshandwerke und wird auch zukünftig seinen Platz im Rehabilitationsteam einnehmen.
Wenn Sie Fragen zum Beruf des Orthopädieschuhmachermeisters oder dessen Arbeit haben, sprechen Sie Ihren Experten vor Ort an!

Aus- und Weiterbildung im Orthopädieschuhmacherhandwerk

Mit den Verordnungen über das Berufsbild und die Berufsausbildung zum Orthopädieschuhmacher, sowie über die Prüfungsanforderungen im praktischen und fachtheoretischen Teil der Meisterprüfung, wurden die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit des Orthopädieschuhmacherhandwerks geschaffen.

In 3 1/2 Jahren wird das für die spätere Berufsausübung erforderliche Wissen und Können im dualen Ausbildungssystem durch die betriebliche Berufsausbildung vermittelt und durch die Berufsschule ergänzt. Eine zunehmende Bedeutung kommt auch den überbetrieblichen Lehrlingsunterweisungen zu, die dem Auszubildenden in mehrwöchigen Lehrgängen an verschiedenen Einrichtungen zusätzliches Wissen vermitteln.

Vorbereitungskurse auf die Meisterprüfung und eine Vielzahl von Sonderlehrgängen zur Schulung von Meister, Gesellen und Mitarbeitern schaffen die fachlichen Voraussetzungen dafür, daß das Orthopädieschuhmacherhandwerk mit der technischen Entwicklung stets Schritt halten kann.
Bis zum Jahre 1974 wurde in Verbindung mit der orthopädischen Rehabilitationsklinik Annastift in Hannover eine eigene Forschungswerkstatt unterhalten. Diese Forschungswerkstatt hatte für die Entwicklung der orthopädieschuhtechnischen Versorgung eine große Bedeutung, denn hier wurden neuzeitliche Werkstoffe und Fertigungstechniken entwickelt und erprobt. Nach Errichtung der Bundesfachschule in Hannover wurde die Tätigkeit dieser Forschungswerkstatt eingestellt und von der Schule weitergeführt.

Nach bestandener Meisterprüfung besteht die Möglichkeit Fort- und Weiterbildungsgemeinschaften beizutreten. Davon ist die Studiengemeinschaft Hannover mit über 800 freiwilligen Mitgliedern sogar die größte Gemeinschaft dieser Art überhaupt. Sie veranstaltet jedes Jahr eine über mehrere Tage dauernde, wissenschaftlich angesehene Fortbildungstagung, der die größte Ausstellung der Zulieferindustrie angegliedert ist.

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